WfL
im Gespräch mit
Georg, Andreas und Christian Engel

Geschäftsführer Kaminbau Engel GmbH & Co.KG,
Unternehmer des Jahres 2016

Wie groß war der Rummel nach der Preisverleihung?

G: Wir haben es schon deutlich gespürt. Kollegen, auch aus früheren Zeiten, Freunde, Vertreter von Parteien und Vereinen haben uns beglückwünscht, angerufen, Briefe und E-Mails geschrieben.
A: Viele Hitdorfer haben sich bei uns gemeldet, weil sie sich für uns, aber auch für den Stadtteil gefreut haben, der ja durch den Wirtschaftsempfang und die Auszeichnung besonders im Fokus stand.

Herr Engel, 1966 haben Sie das Unternehmen gegründet. Als 21-jähriger Handwerker ging es für Sie von Würzburg aus ins Rheinland. Warum gerade hier hin?

G: Mein Bruder Hans, er war Schornsteinfegermeister, hatte bei uns in Franken eine junge Frau kennengelernt, die ursprünglich aus Wuppertal stammte. Sie haben geheiratet und sind dann zurück zurück ins Rheinland gezogen. Ich habe damals meine Lehre absolviert und bin später nachgezogen und mit Hilfe meines Bruders ein Gewerbe in Schornsteinbau und Sanierungen anzumelden. Wir sahen damals eine spannende Perspektive. Ich konnte durch die Abendschule dreimal in der Woche parallel zu meiner Arbeit den Meister machen. Dafür war eine Sondergenehmigung durch den damaligen NRW-Ministerpräsidenten notwendig, mit der ich die Prüfung um drei Jahre vorziehen konnte, sodass ich wenige Tage nach meinem 21. Geburtstag das Gewerbe angemeldet habe.

Gab es Zeiten, in denen Sie Ihre unternehmerische Selbstständigkeit bereut haben?

G: Ja. Es gab mal Überlegungen, als Handwerksmeister bei Bayer einzusteigen, mit festem Einkommen und geregelten Arbeitszeiten. Eine andere Idee war mal, eine Laufbahn bei der Kriminalpolizei einzuschlagen. Als ich mir aber die Strukturen zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern dort angeschaut habe, war mir klar: das ist nicht meine Welt. Inzwischen bin ich aber froh, meinen Weg gegangen zu sein, denn ich habe weit mehr erreicht, als ich mir vor 50 Jahren vorgestellt hatte.

Neben dem Ausbau des Unternehmens haben Sie sich in den vergangenen Jahrzehnten auch mit dem Umbau Ihrer Räume an der Hafenstraße beschäftigt. Das kam bei den Hitdorfern sehr gut an.

G: Unser Unternehmen ist stetig gewachsen. Wir waren seit 1972 in der heutigen Hitdorfer Straße angesiedelt, brauchten aufgrund unserer Expansion Mitte der 70er Jahre auf etwa 15 Mitarbeiter mehr Fläche und sind dann als Mieter in die Hafenstraße gezogen. 1978 haben wir die gesamten Gebäude gekauft, 1983 dann das Gasthaus „Zum Anker“ und das ehemalige Kino.

Und im Anschluss haben Sie kräftig renoviert…

G: Die Gebäude standen kurz vor dem Ruin, es regnete rein und die Fenster waren mit Brettern zugenagelt. Wir haben dann unsere Mitarbeiter befragt, was sie von der Idee halten, die Gebäude zu sanieren. Die Antwort fiel positiv aus und so haben wir in anderthalb Jahren den Großteil der Arbeiten in der Streichholzfabrik in Eigenregie erledigt, am Wochenende und nach Feierabend. Es war ein großes Miteinander. Dank unserer Mitarbeiter und ihrer Loyalität konnten wir überhaupt so beständig wachsen und uns immer wieder aufs Neue am Markt behaupten. Und die Hitdorfer haben sich darüber gefreut, dass die alten Gemäuer nicht verfallen sind.

2008 haben die Söhne Andreas und Christian Engel den Staffelstab übernommen. War das von vornherein klar?

C: Wir haben frühzeitig in den Betrieb hinein geschnuppert und dann unsere Aufgaben sondiert. Mein Bruder war schon immer eher handwerklich veranlagt, ich habe mich gern mit Zahlen befasst und nach dem Abitur dann auch Betriebswirtschaftslehre studiert. Wir wussten also, was auf uns zukommt.
A: Nach Abitur, Ausbildung und Meisterschule war ich zunächst auf den Baustellen unterwegs. Im Laufe der Zeit bin ich immer mehr in den Innendienst gerutscht und da auch hängen geblieben.

Und da kümmern Sie sich jetzt mehr um das „große Ganze?“

A: Man muss als Handwerksbetrieb immer up to date sein, neue Entwicklungen berücksichtigen, Messen besuchen, Trends selbst setzen und sich untereinander austauschen und besprechen. Aber auch der regelmäßige Austausch mit unseren Mitarbeitern ist wichtig. Sie sind im direkten Kundenkontakt und wissen daher immer ganz genau, was gerade gewünscht wird.

Im Handwerk, speziell im Kaminbau, hat sich in den vergangenen Jahren vieles getan. Wie viel hat das Handwerk von heute noch mit dem von 1966 gemein?

G: Es ist alles viel spezieller geworden. Bei der Gründung ging es in den 1960er Jahren darum, klassische Kamine zu bauen und zu renovieren. Dann kamen die offenen Kamine – zunächst als Bausätze, die gut aussahen. Schließlich wurde durch den Einbau von Glas Energie genutzt und das Feuer sichtbar. In den letzten Jahrzehnten ging es darum, mit dem Ofen auch Wärme zu erzeugen. An Energieeffizienz haben wir vor 50 Jahren zwar auch schon gedacht, dass man es aber elektronisch steuern bzw. regeln kann, davon konnte man ja noch nicht ausgehen…

Welche Ziele verfolgen Sie für Ihr Unternehmen mittelfristig?

C: Wir haben jedes Jahr einen Wandel zu bewältigen, mal kleiner, mal größer. Wir müssen uns auch gegen mehr Mitbewerber durchsetzen, die teilweise aus Osteuropa oder artverwandten Handwerken kommen.
A: Das ist ein ganz wichtiger Punkt! Berufsbilder verwässern, zwei oder mehr Ausbildungsberufe werden zu einem zusammengelegt. Wir sind schon früher mit der Zeit gegangen und haben unsere Mitarbeiter geschult.

Fertigkamin um 1975

Digitalisierung hat auch im Handwerk Einzug gehalten…

C: Inzwischen lassen sich Kaminöfen sogar via Smartphone steuern. Der Kunde bekommt angezeigt, wann er Holzpellets oder andere Festbrennstoffe nachlegen muss. Wir haben vor einigen Jahren ein Kompetenzzentrum für Wassertechnik aufgebaut. Über eine zentrale Heizungsanlage lassen sich in Kombination mit wasserführenden Kaminen, Kaminöfen und Solarkollektoren ganze Wohnungen beheizen und jede Menge Energie einsparen. Es ist sozusagen eine intelligente Verknüpfung verschiedener Wärmeerzeugern.

A: Digitalisierung ist aber auch Thema bei unseren Planungen. Früher haben wir Skizzen angefertigt im Maßstab 1:10, mit Lineal und Schablonen für die Kamine. Das hat der Kaminbauer selber in anderthalb Stunden erledigt. Heute können wir anhand von vorhandenen Plänen sowohl bei Neubauten als auch bei Bestandsimmobilien durch CAD-Zeichnungen den Kamin virtuell ins Wohnzimmer setzen – auf den Zentimeter genau. Das verlangen unsere Kunden inzwischen aber auch. Hier benötigt ein technischer Zeichner einen ganzen Tag. Digitalisierung macht für uns vieles einfacher. Angebote gehen heute hauptsächlich als PDF-Dokument in einer E-Mail an den Kunden. Ich habe aber den Eindruck, dass die technischen Fortschritte schneller sind als die menschlichen Fähigkeiten, sich dem anzupassen.

Wie meinen Sie das?

A: Ich glaube, dass irgendwann viele Tätigkeiten auch im Handwerk durch Roboter ausgeführt werden. Diejenigen, die da gedanklich nicht Schritt halten können, bleiben vielleicht auf der Strecke. Das könnte die Kehrseite der digitalen Welt sein.

Zum Schluss, was wünschen Sie sich für Ihr Unternehmen in der Zukunft?

A: Dass wir möglichst lange, über die nächste Generation hinaus, das Unternehmen erfolgreich weiterführen. Es warten spannende Zeiten auf uns.
G: Die Firma soll und muss weiterhin mit der Zeit gehen. Mit einer vorausschauenden, mittel- und langfristigen Planung kann das gelingen.

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