100 Standortbotschafter für Leverkusen

Seit Juli 2016 ist das Netzwerk der Leverkusener Standortbotschafterinnen und Standortbotschafter um acht Persönlichkeiten reicher. Sie allesamt wurden von Oberbürgermeister Uwe Richrath und WfL-Geschäftsführer Dr. Frank Obermaier beim Standortbotschafterempfang im Spiegelsaal des Schlosses Morsbroich als neue Botschafter des Wirtschaftsstandortes Leverkusen ausgezeichnet.

Natürlich funktioniert ein Netzwerk nur über regelmäßigen Austausch. Mit dem Jahresempfang der Standortbotschafter im Schloss Morsbroich und anderen Veranstaltungen bietet die WfL ihren „Vertrieblern“ eine Plattform.

Die Standortbotschafterinnen und Standortbotschafter vor Schloss Morsbroich

Empfang mit Rückblick

Neben Urkunde und Pin erhielten die acht Persönlichkeiten auch den obligatorischen Botschafter-Koffer, gespickt mit zahlreichen Infomaterialien zum Standort. Gleichzeitig verabschiedeten sich die bisherigen Standortbotschafter Michael Kloos und Bert Emundts aus dem Netzwerk.

standortbotschafter muesum morsbroich

Damit hat das Netzwerk zum fünfjährigen Bestehen in diesem Sommer die 100 vollgemacht. WfL-Geschäftsführer Dr. Frank Obermaier blickte beim Empfang auf die bisherigen fünf Jahre zurück. Er erinnerte an die Ursprünge des Netzwerks und die Ziele, die sich die Wirtschaftsförderung Leverkusen gesteckt hatte: Die Unternehmen noch mehr in die Belange des Wirtschaftsstandortes einzubeziehen und den Standort über die Stadtgrenzen hinaus bekannter zu machen. Außerdem berichtete er über die Aktivitäten, die von und mit Botschaftern in den vergangenen fünf Jahren initiiert wurden und zog eine kleine Bilanz:

Seit 2011 haben sich auch durch Unterstützung der Botschafter 43 Unternehmen neu in Leverkusen angesiedelt und damit 1.114 neue Arbeitsplätze geschaffen.

Zwischen Standortaufwertung und Preiskampf

Auf aktuelle Entwicklungen in Leverkusen ging Oberbürgermeister Uwe Richrath in seiner Rede ein. So sei es für die Stadt Leverkusen eine große Herausforderung, trotz des geringen finanziellen Spielraums auf die Folgen des demographischen Wandel zu reagieren, preiswerten Wohnraum zu schaffen und gleichzeitig aber auch Flächen für Unternehmen vorzuhalten. Der bevorstehende Neubau der Unternehmenszentrale der pronova BKK in Wiesdorf-Süd könne für den gesamten Bereich als Standortaufwertung und Frequenzbringer wirken. Ein weiteres großes Zukunftsthema: Mobilität.

Richrath berichtete, dass die autoorientierte Verkehrs- und Stadtplanung an die Grenzen der Leistungsfähigkeit stoße, was ein Umdenken bei Planern und Nutzern erfordere. Viele Maßnahmen und Projekte für ein lebenswertes Leverkusen seien bereits auf den Weg gebracht. Dennoch sei weiterhin Aufbruchstimmung in Leverkusen gefragt,  so Oberbürgermeister Uwe Richrath.

Geschichte, Kunst, Gespräche

Dr. Ulrich S. Soénius, Direktor des Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchivs, stellte anschließend das Projekt „Wirtschaftsgeschichte Leverkusen“ vor. In Zusammenarbeit mit der WfL und Wirtschaftsakteuren aus Leverkusen soll das Werk die vielseitige Geschichte des Wirtschaftsstandortes aufarbeiten. Beim abschließenden Get-Together hatten die acht Neuen ausreichend Gelegenheit, Kontakte zu den anderen Botschafterinnen und Botschaftern zu knüpfen. Vor Beginn der Veranstaltung führte Dr. Markus Heinzelmann, Direktor des Museums Morsbroich, durch die aktuellen Ausstellungen – u.a. eine Ausstellung von Richter und Polke in der Grafiketage des Museums.

Oben: Dr. Markus Heinzelmann führt durch die aktuellen Ausstellungen
Unten: Get-Together

WfL
im Gespräch mit
Barbara Träger

Standortbotschafterin der ersten Stunde

Frau Träger, Sie sind Botschafterin der ersten Stunde. Wie sieht Ihre Tätigkeit als „Vertrieblerin“ des Wirtschaftsstandortes Leverkusen in der Praxis aus?

Unser Unternehmen tritt auf verschiedenen Messen und Veranstaltungen auf. Hier habe ich oft mit vielen neuen Interessenten für unsere Technik zu tun und so kommen wir auf diesem Wege auf den Standort Leverkusen zu sprechen. Gerade bei Neukontakten kann ich Leverkusen gut ins Spiel bringen, da wir als innovativer Mittelständler überraschend positiv wahrgenommen werden – so überraschend wie Leverkusen!

Womit kann Leverkusen denn punkten?

Die Brücke vom innovativen Mittelstand kann ich auf Leverkusen schlagen, da wir hier viele spezielle, technisch orientierte Unternehmen finden, die sich bestens als Lieferant großer deutscher und internationaler Konzerne behaupten konnten. Und somit findet sich gerade bei Messen immer wieder ein Anker über Leverkusen zu sprechen und hier insbesondere die Innovationskraft der kleinen „hidden champions“ darzustellen.

Sie sind ja selbst ein „hidden champion“…

In der Tat. Wir haben zum Beispiel für Infineon in Regensburg einige Anlagen geliefert, die nun auch von der Infineon-Niederlassung in China in Wuxi bestellt werden sollen. Bei Infineon ist man sehr zufrieden mit unseren Systemen. Unsere Technologie – ein patentiertes Verfahren zur CO2-Dosierung in Reinstwasser – ist auch für Infineon nicht woanders zu beziehen. In diesem Zusammenhang war mein Bruder in Wuxi und hat das Unternehmen und kurz den Standort Leverkusen präsentiert: Witzigerweise ist Wuxi die Partnerstadt von Leverkusen. Man kannte uns dort.

Das Unternehmen wurde von Wilhelm Werner vor über 40 Jahren in Köln gegründet.  Von Köln ging es über Bergisch Gladbach nach Leverkusen, wo Sie seit Mitte der 1990er Jahre stark in den Bereichen im Anlagenbau und Reinstwassertechnik expandieren konnten. Was macht für Sie den Standort so attraktiv?

Es war ein großes Glück, in der Fixheide eine schöne große freie Fläche gefunden zu haben, wo wir bauen konnten. Die Wirtschaftsförderung Leverkusen hat bei uns zu 100 Prozent gepunktet, weil Bergisch Gladbach damals gar nichts Adäquates zu bieten hatte. Wir sind heute heilfroh, hier zu sein. Die Anbindung ist hervorragend für unsere Mitarbeiter und Lieferanten. Mittlerweile haben wir ein sehr großes Einzugsgebiet von Mitarbeitern, die aus dem Süden von Köln, aus der Eifel, aus dem Ruhrgebiet und Oberberg kommen – die Erreichbarkeit gleicht ein wenig den Fachkräftemangel aus. Dennoch muss die Erreichbarkeit verbessert werden, das heißt mehr ÖPNV und Abwendung des Verkehrskollaps. Ebenso bietet der Standort – hier meine ich die Region und nicht nur Leverkusen als Stadt – auch einiges an Freizeitwerten: im Delta von Köln und Düsseldorf haben wir einen erheblichen Vorteil für Kultur, Sport und Freizeit sowie eine wunderbare Natur mit dem Bergischen Land vor der Tür. Ich sehe das als wachsenden Standortvorteil für unsere Mitarbeiter aus der Region. Wir können von zwei verschiedenen Flughäfen in die Welt fliegen, wir können in verschiedensten Einkaufszentren shoppen – es ist einfach eine sehr große Vielfalt vor unserer Tür.

Als Unternehmen, das Anlagen zur Wasseraufbereitung plant und installiert, haben Sie bereits Erfahrung im Bereich der Digitalisierung.

Die Digitalisierung hält in der Technik der Wasseraufbereitung noch nicht so großen Einzug. Wir gehören dem Sondermaschinenbau an, jede Anlage ist eigentlich ein Unikat und wird mit einer zentralen Steuerung betrieben. Da ist es schon lange selbstverständlich, dass die Produktionsdaten der Anlage auf zentrale Leitstellen oder Datenbanken geschrieben werden und wir über Fernwartung die Anlagen überwachen können. Insgesamt ist aber kein immenser Digitalisierungstrend in diesem Segment zu sehen und wir fühlen uns den Anforderungen gegenüber gut aufgestellt.

Wie gehen Sie und Ihre Beschäftigten mit Digitalisierung um?

Die Mitarbeiter werden im täglichen Business viel stärker damit konfrontiert und der digitale Wandel im Unternehmen muss professioneller betreut werden. Sonst versinken wir in einer Flut von Daten, die im Eiltempo erzeugt werden: digitale Rechnungen, Service-Berichte, Bedienungsanleitungen von Zukaufteilen und so weiter. Sie glauben nicht, wie viele digitale Einzelpakte und Dokumente mit der Bestellung eines nicht allzu spannenden Bauteils für eine Wasseraufbereitungsanlage verbunden sind. Wir starten bald ein Projekt, das heißt „Digitalisierung in Einkauf und Technik“, wo wir ein neues System zum Ablegen und Finden von Dokumenten und Dateien errichten müssen. Technische Systeme leisten da gute Unterstützung, aber letztendlich muss eine kompetente Person im Unternehmen eine Systematik aufbauen, die gespeist wird und mit der dann das ganze Unternehmen effizient arbeiten kann.

Empfinden Sie Digitalisierung auch als Problem oder Nachteil für die Mitarbeiter?

Absolut. Die Schnelligkeit des Datenaustausches ist ein enormer Druck und wir müssen unseren Mitarbeitern beibringen, die Schnelligkeit und Erreichbarkeit durch die Digitalisierung nicht zu sehr an sich heran zu lassen, damit es nicht zur permanenten Überforderung kommt. Es ist manchmal notwendig, sich davon abzugrenzen und zur Entspannung einfach mal ein paar Stunden analog zu arbeiten.

Wie schätzen Sie die Auswirkungen der Digitalisierung für die Leverkusener Wirtschaft ein? Ist es  Herausforderung und Chance zugleich?

Ja natürlich, jedes Unternehmen muss sich dieser Aufgabe stellen und letztendlich werden sich die Prozesse optimieren, damit insbesondere wir Mittelständler für die Zukunft gut gerüstet sind. Es sind Herausforderungen da – wie ich diese auch bei uns bei der Schnittstelle „Mitarbeiter“ sehe, dass wir lernen, uns digital zu sortieren. Eine Chance besteht natürlich insbesondere für die handelsorientierten Unternehmen, die ihre Produkte somit besser aus der Region heraus verkaufen können. Und technologisch lassen sich bestimmt durch Digitalisierung Produkte verbessern und einzigartig machen – das ist aber wirklich sehr branchenabhängig. Ich wünsche mir einfach, dass wir als Leverkusener Unternehmen diese Veränderung der Arbeitswelt durch Digitalisierung erfolgreich meistern werden.

Impressionen zum fünfjährigen
Bestehen des Netzwerks

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