WfL
im Gespräch mit
Roland Steenblock

Geschäftsführer von Fountain Park

Fountain Park bietet eine webgestützte Methodik für Unternehmer, um die wesentlichen Interessengruppen bzw. Stakeholder anonym zu involvieren, wesentliche Themen zu priorisieren und mit konkreten Inhalten die Meinungsbildung oder strategische Entscheidungen zu unterstützen. Neben der Beratung zur Umsetzung und des Hostings des Web-Prozesses, bereitet Fountain Park die Ergebnisse in Berichtsform auf. Ergänzend werden auf den Ergebnissen basierende Workshops und die Durchführung von Stakeholder-Tagen angeboten. Seit Anfang 2019 sitzt Fountain Park im Leverkusener Probierwerk.

Herr Steenblock, Sie haben die Wirtschaftsförderung Leverkusen im letzten Jahr mit einer Umfrage zur Zukunft des Wirtschafts- und Arbeitsstandortes Leverkusen unterstützt. Wie war die Umfrage aufgebaut?

Zur Umsetzung war es erforderlich, eine möglichst breite Rückmeldung von verschiedensten Interessengruppen zu erhalten. Wir nutzten dafür eine webgestützte Methodik, die wir als Web-Brainstorming oder auch Web-Dialog bezeichnen, weil eine echte Interaktion stattfindet.

Als ein Kernthema wurde die Digitalisierung mit Fragen nach der Relevanz für das zukünftige Arbeits- und Privatleben sowie relevanten Altersgruppen verknüpft.

Weiterhin wurden die weiteren aktuellen Megatrends – Beispiele sind u.a. Gesundheit, Mobilität und Wissenskultur – beschrieben und die Teilnehmer um ihre Meinung zur Wichtigkeit dieser Trends für Leverkusens Zukunft und der damit verbundenen Arbeitsplätze gebeten. (Die Benennung als Teilnehmer o.ä. schließt dabei immer alle Gender mit ein).

Jeder Teilnehmer konnte anschließend zu seinen eigenen drei als wichtigste benannten Themen Vorschläge einbringen, wie diese Trends positiv für Wirtschaft und Arbeitsumfeld genutzt werden könnten.

Noch konkreter wurde der Web-Dialog mit den offenen Fragen nach Geschäftsfeldern und Arbeitsplätzen, die aus Sicht des jeweiligen Teilnehmers besonders zukunftsfähig seien und welche Gründe es dafür gäbe. Mit dem Ende des Web-Dialogs hatte neben einem Dankeschön jeder Teilnehmer noch die Möglichkeit, später Ergebnisse zu erhalten und sich in der Fortführung für Workshops anzumelden.

Roland Steenblock

Und wer hat teilgenommen?

Wir wollten einerseits sowohl junge Menschen, also z.B. Schüler, Auszubildende und Studenten erreichen, bis hin zu Senioren mit ihrer wertvollen Lebenserfahrung. Andererseits aber auch unsere Unternehmen und städtischen Vertreter. Insofern wurde u.a. über die Medien und direkte Anschreiben der WfL die Einladung zur Teilnahme ausgesprochen. Diese war über den kommunizierten Web-Link recht einfach möglich und wurde durch Bürger und Unternehmensvertreter aller Altersgruppen wahrgenommen.

Wie geht es weiter mit dem Wirtschafts- und Arbeitsstandort Leverkusen? Was waren die wichtigsten Erkenntnisse der Umfrage?

Für uns etwas überraschend war die durchweg klare Haltung zur Wichtigkeit der Digitalisierung. Vor etwa 4 Jahren haben wir in einem anderen Projekt noch ausgeprägte Skepsis in den Gruppen höheren Alters festgehalten. Das hat sich deutlich geändert, das Potential ist erkannt und der Ausbau von digitaler Infrastruktur, insbesondere auch in den Verwaltungen wurde häufig genannt. Als weitere wichtigste Trends werden „Gesundheit, Mobilität, Wissenskultur“ sowie „neue Arbeit“ in dieser Reihenfolge gewertet.

Zukunftsfähige Branchen bzw. Geschäftsfelder werden vor allem im Bereich Dienstleistungen, Bildung, Industrie, Forschung und Handwerk gesehen. Häufig genannte Gründe sind die sehr gute Lage und Verkehrsanbindung von Leverkusen, die regionale Bedarfsentwicklung, der breite Mittelstand und die positive Rolle der lokalen Großunternehmen als Auftraggeber bzw. in der Zusammenarbeit. Diese bereiten auch, ergänzend zu den nahen Unis und Bildungsträgern, den Boden für ein hohes Bildungsniveau und Know-how im Einzugsgebiet Leverkusens.

Kritische Stimmen beschäftigen sich erwartungsgemäß mit dem Stand des Ausbaus der Digitalisierung, der Verkehrs- und Umweltsituation am Standort.

Es gibt für Leverkusen, bestimmte Branchen und Arbeitsplätze etliche Vorschläge und Ansätze, die auf der WfL-Homepage nachzulesen sind:  https://www.wfl-leverkusen.de/article/wfl-stellt-ergebnisse-des-web-brainstormings-zur-zukunft-des-standortes-vor.html

Zum weiteren Vorgehen haben wir Empfehlungen ausgesprochen, die einerseits in der Prüfung der Vorschläge, der weiteren Kommunikation und Fortführung des Dialoges mit Beteiligten liegen. Andererseits empfehlen wir auch eine Plattform zur übersichtlichen Kommunikation der Schwerpunkte und des Standes an die Bürger durch die Stadt. Ein besonderes Anliegen war es uns auch, die Erreichbarkeit und zu nutzenden Medienkanäle für die Millenials bzw. die jüngere Generation anzusprechen. Wir empfahlen hier neue Wege zu suchen und zu gehen.

Anschließend wurden die Erkenntnisse der Umfrage bei der WfL-Jubiläumsveranstaltung am 3. Oktober in einem Zukunftsworkshop mit Leverkusener Unternehmern und Bürgern diskutiert und weiterentwickelt. Gab es dabei neue oder ganz andere Meinungen?

Die wichtigsten Themenfelder aus dem Web-Dialog wurden in insgesamt sechs Workshops diskutiert und weitere Ideen und Meinungen gesammelt, Themen konkretisiert und im Gesamtkontext verdichtet. Punkte, die stärker herausgearbeitet wurden, betrafen die Erhöhung der Standortattraktivität insbesondere für Jugendliche und Familien, kreativere Ansätze für Zentren und Handel sowie die Schaffung von „Wohlfühloasen“. Ein weiterer Punkt umfasste die Förderung von Bildungsgrundlagen, von Lösungskompetenzen und die praktische Vermittlung – aber auch erforderliche „digitale“ Anpassung – von Lerninhalten. Unternehmen sind gefordert, sich an geänderte Lebenswelten der Arbeitnehmer anzupassen und neue Modelle anzubieten, um Anforderungen aus Gesundheit, Pflege, Kinderbetreuung und Fortbildung besser gerecht zu werden.

Für die sogenannten Leitbranchen und deren hochqualifizierte Zulieferer wurde das Konzept einer Matrix diskutiert, die übergreifend Bildung, Qualifikation und Kompetenzen abbildet, deren Entwicklung stärkt und den Akteuren zur Verfügung steht.

Für Mittelstand, Handwerk und kleine Unternehmen wurde die Vernetzung für bestimmte Themen empfohlen, wie z.B. bei Bildung, Arbeitskräften, Digitalisierung und Kinderbetreuung.

Der Zukunftsworkshop

Wie hat die Gruppe die Zukunft des Wirtschafts- und Arbeitsstandortes Leverkusen abschließend gezeichnet? Was sind die wichtigsten Themen, die uns bewegen werden?

Grundsätzlich braucht Leverkusen so etwas wie eine Vision oder ein Leitbild, das Aktivitäten bündelt und größere Strahlkraft für Externe zeigt.

Die Anbindung des Standortes, das hervorragende Bildungsniveau und die Breite des Mittelstandes und Handwerks geben Leverkusen eine exzellente Startposition.

Für den Erhalt und den Ausbau dieser Position muss aber auf verschiedensten Themenfeldern hart und innovativ gearbeitet werden. Neben Mobilität und Digitalisierung betrifft dies besonders die Standortattraktivität, neue Arbeitsmodelle und Bildungsfacetten, stark überlagert von Erwartungen und Bedürfnissen der jüngeren Generationen.

Die Ergebnisse des Zukunftsworkshops haben auf einer Zeichnung
von Susanne Ferrari Platz gefunden

Patrizia Rothes Wirtschaftsförderung Leverkusen

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