Digitalisierung: Wandel im Handel
Die Digitalisierung schreitet voran – auch im Handel. Was aber bedeutet das für die Zukunft unserer Städte in ihrer Funktion Einkaufsort. Wird der Handel langfristig aus unseren Städten verschwinden und durch den Internet-Handel ersetzt? Händler, Kunden und Stadtplaner sind aufgerufen, sich der Herausforderung der Digitalisierung im Einzelhandel zu stellen. Die zentrale Frage lautet:
Kann der stationäre Einzelhandel den wechselnden Trends und Entwicklungen des digitalen Handel folgen oder müssen neue Ideen her, um Stadt und Einzelhandel eine Perspektive zu geben?
Mit dieser Frage beschäftigte sich die WfL auch 2016 in Gesprächen mit den Händlerinnen und Händlern vor Ort im Rahmen der Standortbetreuung. Ob ein Händler selbst in den Online-Handel einsteigt ist dabei zweitrangig.
Entscheidend ist die Präsenz im Netz,
in denen das Geschäft vorgestellt wird, um dem Kunden vor dem Rechner Lust auf einem Besuch im Laden vor Ort zum machen.
Gleichzeitig muss sich die Angebotsvielfalt in Leverkusen im Netz darstellen, um den Standort als erlebbare und attraktive Alternative zur digitalen Einkaufswelt zu profilieren. Hierzu sind weiterhin noch zahlreiche Gespräch mit den „Einzelhandelnden“ zur Notwendigkeit der digitalen und analogen Vernetzung in den Werbegemeinschaften und quartiersbezogenen Standortgemeinschaften erforderlich. Nur mit der Bereitschaft zur gemeinsamen Entwicklung von Konzepten und Maßnahmen, z.B. durch den Aufbau lokaler Plattformen oder digitaler Bezahlsysteme, kann der Schrecken der Digitalisierung in einen kreativen Umgang mit dem Ziel des Erhalts des stationären Einzelhandels umgewandelt werden.
Darum engagierte sich die WfL auch 2016 stark für die Umsetzung des Stadteilentwicklungskonzepts Opladen und arbeitete intensiv mit an der Erstellung des integrierten Handlungskonzepts (InHK) Wiesdorf sowie an der Neuaufstelllung des Einzelhandel- und Nahversorgungskonzepts der Stadt Leverkusen.
Standortbetreuung mit Mehrwert
Neue Einzelhandelskonzepte brachten 2016 frischen Wind und einen Mehrwert für den Handel in Leverkusen. Die erfolgreiche Betreuung neuer und etablierter Einzelhandels-, Gastronomie- und Dienstleistungsbetriebe wurde weiter ausgebaut. Die WfL nutzte die Unternehmensbesuche, um die Unternehmen für ihre verschiedenen Publikationen zu portraitieren. In den Gesprächen wurde das Thema Online-Präsenz und -Handel erörtert. Weiterhin wurde für eine Teilnahme am Freifunk-WLAN-Netz und für eine Vernetzung in der jeweiligen Werbegemeinschaft vor Ort geworben.
So wurden neben vielen anderen der Parfümeur Barluxe oder das italienische Feinkostgeschäft da Moscarino in der City vorgestellt. In einem Schlebusch-Gastronomieschwerpunkt berichtete die WfL über den Burgerladen Der Dicke Bub, den etablierten Herkenrath Hof und La Bottega Italiana, in Opladen über die bekannten und neuen Seitenstraßen-Konzepte Ulrike Walters Nähstudio und Das Fachwerk und das exklusive Haushaltwarengeschäft Henry‘s Laden. Zu den portraitierten neuen Unternehmen zählten 2016 das Backzubehörgeschäft Tortenboutique und der Mode-Concept-Store Himbeertörtchen in der City. Aber auch bereits etablierte Einzelhandelskonzepte wie die Kinderangebote von Step by Step Kinderschuhe in Schlebusch, Via Bambini Kindermoden in Opladen oder Schulranzen.com in der City waren Bestandteil der WfL-Berichterstattung.
Alle Gesprächspartner bestätigten eine unmittelbare positive Kundenresonanz nach der Veröffentlichung der Artikel, was zu einem nachhaltig positiven Verhältnis der Händler zur WfL führte. Durch die Gespräche konnten dann auch Geschäftsschließungen wie der Laufsportladen Bunert in der City oder die Biofleischerei Müller in Opladen zum Jahresende frühzeitig aufgefangen, eingeordnet und kommuniziert werden, ohne ein negatives mediales Echo für den Standort hervorzurufen.

Kostenloses WLAN in den Zentren
Der Ausbau des offenen und kostenlosen WLAN-Angebotes in den drei Leverkusener Zentren durch den Freifunk Leverkusen ist 2016 weiter voran geschritten. In der City Leverkusen verstärkte die WfL ihre Akquisition von Einzelhändlern zum Aufbau des WLAN-Netzes als Standortservice für Kunden und Besucher. Eine nahezu flächendeckende Versorgung mit kostenfreiem WLAN können Besucher der Fußgängerzonen in Opladen und Schlebusch seit 2016 dank des Engagements der Aktionsgemeinschaft Opladen und der Werbe- und Fördergemeinschaft Schlebusch in Anspruch nehmen. Insbesondere die Gastronomen beteiligen sich zunehmend und erkennen den Mehrwert eines freien WLAN-Zugangs für ihre Gäste. Zurückhaltend hingegen ist die Beteiligung der zahlreichen filialisierten Einzelhandelsunternehmen am Wiesdorfer Platz, so dass hier weiterhin „Funklöcher“ bestehen.

Herr Kämmerling, seit 2016 gibt es auch in Schlebusch kostenfreies WLAN für Besucher des Stadtteilzentrums. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus?
Wir haben in Schlebusch sehr bewusst den stückweisen Ausbau gewählt und nicht dem „großen Wurf“ mit flächendeckendem WLAN den Vorzug gegeben. Das hat sich in den letzten zwölf Monaten als genau richtig erwiesen. Dadurch, dass wir ein wirklich „freies“ WLAN ohne jeglichen Registrierungszwang anbieten, sind wir sehr flexibel was die Erweiterung dieses Netzes angeht. Bei unseren Mitgliedern – auch denen, die anfänglich skeptisch waren – steigt stetig die Bereitschaft, auch einen „Freifunk-Router“ an ihr Netzwerk anzuschließen und dadurch den Radius und die Netzqualität stetig zu erweitern.
Warum hat sich die WFG dafür entschieden, diesen Service anzubieten und wie ist es bei Händlern und Kunden angenommen worden?
Da es mittlerweile ein echter Wettbewerbsnachteil ist, an einem Ort keine gute Netzanbindung anbieten zu können, sind wir in Schlebusch sehr froh über die sehr positive Resonanz bei unseren Mitgliedern. Nicht nur Händler bieten den Service, sondern auch Dienstleister, die meist Büros im ersten OG haben und dadurch die Fußgängerzone mit WLAN „ausleuchten“ und insbesondere die Schlebuscher Gastronomen. Es gibt jetzt auch die ersten, die bisher über einen Provider ein für sie als Betreiber kostenpflichtiges WLAN angeboten haben, und nun zu uns wechseln. Für den Kunden ist der große Vorteil, dass man sich nach einmaligem Einloggen in das Freifunknetz nicht mehr darum kümmern muss. Wenn Freifunk verfügbar ist, wählt sich das Endgerät automatisch ein. Wir haben in Schlebusch während der Ladenöffnungszeiten im Schnitt 30 bis 50 Nutzer im Netz registriert, bei unseren Veranstaltungen über 100. Das zeigt, dass es von den Kunden angenommen wird.
Sie haben beim Aufbau des WLAN-Netzes – wie auch Ihre Kollegen in Opladen und in der City –auf die Initiative „Freifunk Leverkusen“ gesetzt. Warum?
Keine Registrierung, keine Kosten, Flexibilität im Netzausbau – und ein „stadtweites“ einheitliches Netz. Das alles sind Punkte die uns zur Zusammenarbeit bewogen haben. Eine Insellösung – sei es in dem einzelnen Geschäft oder im einzelnen Stadtteil – hielten und halten wir nicht für sinnvoll.
Was ist für 2017 in puncto Digitalisierung im Schlebuscher Einzelhandelszentrum geplant?
Mit der Idee, unsere etablierte Kundenkarte „Schlebusch-Card“ zu modernisieren und somit in ein digitales Zeitalter zu überführen, stoßen wir in der Richtung sicherlich mehrere Türen auf. Mit einer – in Verbindung mit der Karte – für Schlebuscher Kunden nutzbaren App wird auch der Ausbau der WLAN-Accesspoints noch einmal steigen, so dass wir hoffen im kommenden Jahr eine nahezu flächendeckende Ausleuchtung der Fußgängerzone in Schlebusch gewährleisten zu können.
Nahversorgung
Auch bei der Entwicklung neuer Nahversorgungsstandorte muss die fortgeschrittene Digitalisierung berücksichtigt werden. Die Kernfrage lautet hier:
Wie viel wirtschaftlich tragfähige
Verkaufsflächen werden benötigt,
um eine gute Versorgung aller
Bevölkerungsschichten wohnungsnah
zu gewährleisten?
Diese Frage beschäftigte 2016 in zahlreichen Diskussionen Planer, potentielle Investoren und mögliche Mieter in der neuen bahnstadt opladen. Die Ausgestaltung des zukünftigen Einzelhandelsstandortes auf der nbso-Westseite am Bahnhof Opladen soll mit seinen fachmarktorientierten Betriebskonzepten als Kundenfrequenzbringer für den Einzelhandel in Opladen dienen, aber im engen räumlichen Austausch mit den eher kleinteiligen Angeboten im Zentrum Opladens stehen. Hierdurch soll die Funktion Opladens als Stadtbezirkszentrum unter Berücksichtigung aller beschriebenen Herausforderungen erhalten, gestärkt und standortgerecht weiterentwickelt werden.
