WfL
im Gespräch mit
Dr. Reimar Molitor

Geschäftsführer & Vorstandsmitglied,
Region Köln/Bonn e.V.

25 Jahre Region Köln Bonn e.V.: Warum brauchen wir regionale Zusammenarbeit?

Als der Region Köln/Bonn e.V. vor 25 Jahren gegründet wurde, spielte der wenige Monate zuvor beschlossene Umzug von Teilen der Bundesregierung von Bonn nach Berlin eine wichtige Rolle, machte er für die gesamte Region doch ein grundlegendes Umdenken in wichtigen Standortfragen notwendig. Das ist gelungen. Die Zeit der zukunftsweisenden Weichenstellungen brach mit der ‚‚Regionale 2010‘‘ an, die eine große Kooperationsoffensive in der Region auslöste. Mittlerweile hat sich der Region Köln/Bonn e.V. als Koordinations- und Dienstleistungsplattform fest etabliert. Auch im Jubiläumsjahr geht es weiterhin darum, die strukturpolitischen Herausforderungen an der Rheinschiene zu bewältigen: Zusätzliche Flächen für den Wohnungsbau, die Sicherung und der Ausbau der Wirtschaftsstandorte, mehr Mobilität und neue Frei- und Erholungsflächen für die Bürgerinnen und Bürger sind hier nur die wichtigsten Beispiele. Und interkommunale Zusammenarbeit wechselt zunehmend vom Status der „Kür“ in den der „Pflicht“.

Leverkusen als eine von 61 Kommunen in der Region Köln/Bonn sowie die fünf Kreise sind zunehmend gefordert, viele Fragestellungen und Aufgaben der Entwicklung nicht nur zusammen zu denken und zu planen, sondern im nächsten Schritt auch in gemeinsames Handeln umzusetzen. Das muss organisiert werden, auf verschiedenen Maßstabsebenen gleichzeitig, und zwar schnell.

Wie konnte Leverkusen bislang von der regionalen Zusammenarbeit profitieren?

Das Salz in der Suppe bilden weiterhin die konkreten Projekte vor Ort. Die Arbeit des Region Köln/Bonn e.V. wird für die Bürgerinnen und Bürger sowie für seine Mitglieder vor allem entlang dieser Projekte vor Ort nachvollziehbar und erlebbar. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Projekte groß oder klein sind – es kommt auf den jeweiligen strukturellen Effekt für eine gute Zukunft vor Ort an.

Konkrete Beispiele vor Ort in Leverkusen sind zum Beispiel das Jahrhundertprojekt der neuen bahnstadt opladen mit ihren vielen Entwicklungsbausteinen, welches wir seit nunmehr 15 Jahren aktiv bei der Umsetzung unterstützen. Zu nennen sind auch das eher kleine, aber feine Projekt der ‚‚Schiffsbrücke Wuppermündung‘‘ oder auch verschiedene Freiraummaßnahmen entlang der Dhünn. Aktuell engagieren wir uns im Auftrag der Stadt u.a. bei der Zukunftssicherung von Schloss Morsbroich.

Wie sieht regionale Zusammenarbeit aktuell aus? Was muss die Region tun, um auch in Zukunft ihre Funktion als Wachstumsmotor in NRW beizubehalten?

Mit dem Agglomerationskonzept hat sich der Verein die strategische Ebene der Kooperation vorgenommen. Im Falle des Agglomerationskonzepts ist es das erste Mal in Deutschland, dass eine Region ihre räumliche Entwicklung gemeinschaftlich bewertet und daraus räumliche Zielbilder bis zum Jahr 2035 ableitet, die dann wiederum in die formellen Regionalplanverfahren der Bezirksregierungen Köln und Düsseldorf eingebracht werden.
Wie wichtig das Ziel einer ausgewogenen, balancierten Entwicklung aller Teilräume der Region ist, sehen wir jeden Tag an den großen infrastrukturellen Problemen, an Fehlentwicklungen im Immobilienbereich und an Ungleichgewichten bei der Vorhaltung von Einrichtungen der kommunalen Daseinsvorsorge innerhalb der Region Köln/Bonn. Es muss uns gelingen, Lösungen für die Herausforderungen des Wachstums an der Rheinschiene, unsere zunehmende Problematik von im Stau stehenden Pendlern in den Stadt-Umland-Zonen und die Entwicklungsfragen der eher ländlich strukturierten Teilräume unserer Region in einem Zielbild einer ausbalancierten, mittelfristigen Entwicklung der gesamten Region zu vereinen.

Was sind die größten Herausforderungen, denen sich unsere Region in der Zukunft stellen muss?

Der Wohlstand der Region und die guten hiesigen Lebensbedingungen basieren zu einem wichtigen Teil auf der Leistung der Unternehmen in der Region. Diese brauchen allerdings erstklassige Standortbedingungen, um sich entwickeln zu können. Gleichzeitig muss der Wirtschaftsstandort so attraktiv sein und genügend Möglichkeiten bieten, damit neue Firmen sich ansiedeln.

Die größten Herausforderungen stellen sich der Wirtschaft in dem Dreiklang Flächen-Verkehr-Infrastruktur. Auf Wirtschaftsflächen werden Arbeitsplätze und Ausbildungsplätze für die Jugend geschaffen, Gewinne als Grundlage für Gewerbesteuern erwirtschaftet, die Grundlagen für das wirtschaftliche und soziale Engagement von Unternehmen gelegt. Die Attraktivität der Region Köln/Bonn als Wohn- und Arbeitsstandort und damit letztlich auch ihre Zukunftsfähigkeit ist eng mit der Fähigkeit verknüpft, Unternehmen an die Region zu binden oder neu in die Region zu holen. Ohne Flächen keine Prosperität. Ungehinderte Warenströme und gut erreichbare Arbeitsplätze sind wesentliche Faktoren für effiziente Produktions- und Dienstleistungsprozesse. Durch Überlastung, Investitionsstau und konkurrierende Ansprüche ist die Verkehrsinfrastruktur in der Region an ihre Grenzen geraten.

Es wird für alle Akteure eine große Aufgabe sein, die Verkehrsströme auf der Straße, auf der Schiene, auf dem Wasser und in der Luft den Anforderungen anzupassen. Eine wesentliche Entlastung der Verkehrswege könnte sich auch aus den Chancen der Digitalisierung ergeben. Für die Digitalisierung von Produktion, Produkten und Prozessen ist der vorausschauende Ausbau langfristig leistungsfähiger Datenleitungen mehr und mehr eine Grundvoraussetzung. Die Wettbewerbsfähigkeit der Region Köln/Bonn hängt zunehmend vom schnellen Auf- und Ausbau der Breitbandtechnologien ab. Sorge bereitet hier der teils beträchtliche Unterschied in der Netzausstattung zwischen den Ballungsgebieten entlang der Rheinschiene und den eher ländlich gelegenen Gebieten der Region Köln/Bonn.

Am 20. Februar 2017 ist der Verein ‚‚Metropolregion Rheinland‘‘ gegründet worden. Wie steht der Region Köln/Bonn e.V. im Verhältnis zu dieser rheinlandweiten Kooperation?

Der Region Köln/Bonn e.V. war und ist ein aktiver Befürworter und Unterstützer einer Metropolregion Rheinland. Wir haben uns schon 2011 gegenüber dem Land Nordrhein-Westfalen formal für die Gründung einer rheinlandweiten Kooperation oberhalb der Maßstabsebene des Region Köln/Bonn e.V. eingesetzt. In den letzten beiden Jahren hat der Verein maßgebliche Impulse im Rahmen des Formatierungsprozesses eingebracht, den die beiden Regierungspräsidentinnen geleitet haben. Dabei ist die Arbeitsteilung zwischen dem Region Köln/Bonn e.V. und der Metropolregion Rheinland eindeutig de­finiert: Die Metropolregion soll sich auf der Maßstabsebene des gesamten Rheinlands für eine starke Positionierung unserer gemeinsamen Belange in Düsseldorf, Berlin und Brüssel einsetzen. Es geht hier um mehr Kraft und Stimme bei der Hinterlegung unserer berechtigten Bedarfe, insbesondere bei der Förderung der Mobilitätsinfrastruktur. Hier müssen wir uns im nationalen Wettbewerb fachlich fundiert und nachdrücklich verorten. Bei der inhaltlichen Ausrichtung des Vereins Metropolregion Rheinland haben wir darauf geachtet, dass es zu keinen thematischen Redundanzen und zu keiner Doppelarbeit im Verhältnis zum Region Köln/Bonn e.V. kommt.

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