WfL
im Gespräch mit
Natalie Kühn

Geschäftsführerin SK-Elektronik GmbH,
Unternehmerin des Jahres 2015

Frau Kühn, nach 13 ausnahmslos männlichen Vorgängern waren Sie 2015 die erste Frau überhaupt, die mit dem Unternehmerpreis ausgezeichnet wurde. Wie oft wurden Sie auf dieses Novum angesprochen und wie lebt es sich so als Unternehmerin des Jahres?

Ich freue mich ganz besonders, dass ein Unternehmen aus dem kleinen Mittelstand, das die Hürde des Generationenwechsels generell genommen hat, für diesen Preis ausgewählt wurde. Es ist sowohl eine Ehrung für mich, als auch für meinen Vater, denn unser Unternehmen ist immer eine familiäre Gemeinschaftsleistung gewesen. Nun bin ich bereits seit zehn Jahren in diesem Unternehmen und natürlich auch stolz darauf, dass wir im nächsten Jahr bereits unser 30-jähriges Bestehen feiern können, auch mit einer Frau als Geschäftsführung. Auf dieses Novum wurde ich natürlich insbesondere aus der weiblichen Unternehmerschaft in Leverkusen angesprochen und ich habe mich sehr darüber gefreut, dass man sich so uneingeschränkt mit uns mitgefreut hat.

Sie sind nicht nur die erste Frau, sondern mit 33 Jahren zugleich die jüngste Person in Leverkusen, die diesen Preis verliehen bekommen hat. Was bedeutet es für Sie, in so jungen Jahren eine solche Auszeichnung zu erhalten?

Für mich ist es überhaupt eine schöne Ehrung auch mal einen so jungen Menschen mit einem Unternehmerpreis auszuzeichnen. Die Aufgabe, ein Unternehmen zu führen, ist meiner Meinung nach in erster Linie weder eine geschlechtsspezifische Aufgabe, noch hat die Tätigkeit einen direkten Altersbezug. Ich denke, in Deutschland haben generell viele junge Unternehmer gezeigt, dass, gerade in Zeiten der Digitalisierung, Unternehmertum in allen Altersgruppen stattfindet.

Ihr Unternehmen gilt als Weltmarktführer im Bereich der Umweltmesstechnik. Damit tragen Sie zur Nachhaltigkeit bei…

Als Unternehmen, welches im Bereich der Umweltmesstechnik forscht, entwickelt und auch produziert, ist es natürlich auch eine zentrale Aufgabe, das Thema Nachhaltigkeit – sowohl bei den Produkten wie dem Flammenionisationsdetektor oder dem Ökolüfter, als auch bei der Unternehmensführung – in den Mittelpunkt zu stellen. Wir verkaufen ein Produktversprechen, welches weit über die eigentliche Produktfunktionalität hinaus geht. Kunden von heute erwarten eine emotionale Bindung zum Produkt und natürlich gibt dies auch den Mitarbeitern die Möglichkeit, sich mit diesem und dem Unternehmen selbst stärker zu identifizieren. Unser Produkt, entwickelt und produziert in Deutschland, schafft für uns die Grundlage für eine moderne und nachhaltige Unternehmensführung. Ich glaube, Sie können das Thema Nachhaltigkeit nicht „nachhaltig“ verkaufen, wenn Sie nicht selbst zutiefst von dem Gedanken überzeugt sind. Nachhaltiges Verhalten ist für mich schon ein starker Motivationstreiber, das Unternehmen SK-Elektronik GmbH mit in die nächste Generation zu führen, Werte zu erhalten, aber auch zu erneuern. Sie müssen Nachhaltigkeit leben und es nicht nur als Imageträger handeln.

Mit der „Reparatur-Wertstatt“ haben Sie kürzlich ein weiteres Projekt zur Nachhaltigkeit initiiert. Worum geht es da?

Bei dem Projekt „Reparatur-Wertstatt“ geht es eigentlich um eine Art Unterprojekt des Vereins Ausbesserwert Leverkusen e. V. Hier soll eine interaktive Werkstatt geschaffen werden, die generationenübergreifend verschiedene handwerkliche Fähigkeiten wieder in den Mittelpunkt stellt und diese innerhalb eines Selbstlernprozesses, unterstützt durch den Verein und seine Ehrenamtler, vermittelt. Für mich ist dies einfach ein offenes Forum für gelebte Nachhaltigkeit, sowohl was den Erhalt von Wissen in bestimmten handwerklichen Berufen angeht, als auch die praktischen Fähigkeiten, die leider innerhalb unserer Gesellschaft mehr und mehr verkümmern. Die Reparaturwertstatt stellt hier einen Baustein dar, um überhaupt engagierte Reparateure mit Interesse für nachhaltige Reparaturen zu bündeln und hier über den gemeinsamen Reparaturprozess einen ersten Kontakt zu Menschen aller Generationen über das Reparaturcafé herzustellen. Dieses Projekt ist eine absolute Gemeinschaftsleistung und ohne die Unterstützung der verschiedenen Initiatoren und insbesondere dem Einsatz von Elena Daniel, unserer Vorstandvorsitzenden, wäre ein solches, auch sehr langfristig gedachtes Projekt, gar nicht möglich. Ich bedanke mich hiermit ganz herzlich bei allen Beteiligten und freue mich schon auf alle noch kommenden Veranstaltungen.

In Ihrem Unternehmen zählen nicht nur Erfolge, sondern auch innere Werte. Wie setzen Sie als Geschäftsführerin Akzente in der Belegschaft?

Ich denke grundsätzlich, dass Nachhaltigkeit im Unternehmen auch einen nachhaltigen Umgang mit seinen Mitarbeitern bedeutet. Für mich im täglichem Umgang mit meinen Mitarbeitern heißt das eigentlich nur, dass ich mich ihnen gegenüber so verhalte, wie ich auch selbst als Mitarbeiterin behandelt werden möchte. Ein starker Motivationstreiber für mich, überhaupt selbst Unternehmerin zu sein bzw. mein Entscheidungstreiber war und ist auch heute noch der Umstand, dass man als Mensch nicht gerne ausgeliefert oder fremdbestimmt ist. Ich möchte Menschen fachlich auf einer Augenhöhe begegnen können, unabhängig von Alter, Geschlecht oder anderen Vielfältigkeitsaspekten, die in jedem Unternehmen früher oder später auftreten. Ich denke an der Stelle stellt die „Charta der Vielfalt“ einen guten Anhaltspunkt dar, wie Diversity-Management in Unternehmen der Zukunft aussehen kann und meiner Meinung nach auch aussehen muss. Akzente setzen kann man immer nur dann, wenn man selbst seiner eigenen Unternehmensphilosophie folgt und einen Ort schafft, an dem eine offene Unternehmenskultur herrscht und die Tür für jeden offen steht.

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