Dr. Frank Obermaier
im Interview
Herr Dr. Obermaier, das Wirtschaftsjahr 2015 der WfL stand im Zeichen der Nachhaltigkeit. Was verbinden Sie persönlich damit?
Nachhaltigkeit heißt für mich, mit Ressourcen zu haushalten. Hierbei ist es wichtig, vorausschauend zu planen und zu handeln und innovativen Einflüssen auch den nötigen Raum zu geben. Das gilt sowohl im Arbeitsalltag, als auch im Privaten. Beim Wirtschaftsempfang 2015 haben wir das Thema Nachhaltigkeit bewusst platziert. Natalie Kühn wurde zudem als erste Frau ausgezeichnet, sie ist auch die jüngste Preisträgerin in der 14-jährigen Geschichte des Unternehmerpreises. Das beweist, dass auch junge Führungskräfte tolle Ideen entwickeln und Nachhaltigkeit fördern können und dafür Anerkennung erfahren.
Warum ist für Unternehmen, kleine wie große, nachhaltiges Wirtschaften so wichtig?
Einerseits …
… spielt der ökologische Aspekt eine wichtige Rolle. Denn durch nachhaltiges Wirtschaften können Unternehmen dazu beitragen, den Erhalt von nicht erneuerbaren Ressourcen und des Ökosystems zu unterstützen. Das Jobticket ist ein gutes Beispiel für Nachhaltigkeit. Durch den Rahmenvertrag, den die WfL mit der Wupsi geschlossen hat, ist es auch für kleine Unternehmen bis 49 Mitarbeitenden nun möglich, Jobtickets in geringer Stückzahl zu ordern. Damit helfen die Betriebe, die Verkehrssituation zu entlasten und Umweltbelastungen zu verringern.
Andererseits …
… gilt aber auch: der ökonomische Anreiz muss für Unternehmen gegeben sein, um bekannte Routen zu verlassen und neue Wege auszuprobieren. Im Gewerbegebiet Fixheide können ansässige Betriebe grünen Strom zum Preis von konventionellem Strom beziehen. Diese Maßnahme, die von der EVL unterstützt wird, ist ein weiteres Ergebnis des Klimaschutzteilkonzeptes, das wir in der Fixheide umgesetzt haben. Man kann also auch mit kleinen Maßnahmen große Effekte erzielen.
Nachhaltigkeit findet auch immer häufiger Berücksichtigung in der Unternehmenspolitik. Wie wichtig ist es Ihrer Meinung nach, das Thema so prominent zu platzieren?
Nachhaltiges Handeln ermöglicht Innovationsschübe und neue Geschäftsmodelle, die für mehr und mehr Unternehmen interessant werden bzw. werden können. Insofern ist es ein logischer Schritt, wenn Unternehmen das Thema ganz weit oben platzieren und ihre Tätigkeiten auch nach außen kommunizieren. Nachhaltigkeit sollte daher auch ein zentrales Unternehmensziel sein. Mit dieser Zielsetzung will die WfL auch über das Jahr 2015 hinaus handeln.
Über 2015 hinaus wollen Sie auch den Büro- und Dienstleistungsstandort Leverkusen bekannter machen. Was hat das denn mit Nachhaltigkeit zu tun?
Eine ganze Menge! Bislang wurde Leverkusen als Industriestandort wahrgenommen, als Heimat von Chemie, Life-Science und Automotive-Betrieben. Das sind wir zweifelsfrei noch immer, und wir sind sehr froh um diese Umstände. Dennoch hat Leverkusen großes Potential, sich auch als Bürostandort einen Namen zu machen. Mit der Kampagne „Leverkusen – der cLEVere Standort“, die wir pünktlich zur Gewerbeimmobilienmesse Expo Real im Herbst 2015 gestartet haben, wollen wir mittel- und langfristig ein weiteres Standbein für den Wirtschaftsstandort aufbauen. Wir wollen als Alternative zu den Metropolen Köln und Düsseldorf in Erscheinung treten, wo die Flächen für Büronutzungen immer knapper werden und die Preise immer weiter ansteigen.
Wie lautet die konkrete Zielsetzung?
Wir wollen erreichen, dass Leverkusen bei Maklern, Investoren und Projektentwicklern als attraktiver Standort für Akteure der Büro- und Dienstleistungsbranche im Hinterkopf ist. Im westlichen Bereich der neuen bahnstadt opladen beispielsweise entstehen bis 2020 auf zwölf Hektar unter anderem Flächen speziell für Büro- und Dienstleistungsnutzung in Top-Lage.
Im Innovationspark Leverkusen sind voll erschlossene Entwicklungsflächen ab 115,00 Euro/m² deutlich günstiger als in den benachbarten Metropolen. Das sind Argumente, die inzwischen auch bei immer mehr Investoren und zuwanderungswilligen Unternehmen ankommen.
Durchschnittsmieten
im Vergleich

Im Innovationspark Leverkusen und in der neuen bahnstadt in Opladen hat sich 2015 einiges getan. Viele neue Unternehmen sind an den Standort gekommen, haben sich verlagert oder Mietverträge verlängert. Die Wirtschaftsförderung hat viele Projekte begleitet …
In der Tat ist 2015 viel passiert. Die vielen Zuzüge und Verlagerungen untermauern, unabhängig von der Kampagne, dass Leverkusen für Büronutzer zunehmend attraktiv wird. Die neue bahnstadt als Leuchtturmprojekt spielt dem Standort natürlich in die Karten. Aber auch andere Stadtteile sind attraktiv. Das beweist das Investment der Landmarken AG, die eine europaweite Ausschreibung gewonnen haben. Mit dem geplanten Neubau für die pronova BKK, die ihre bisherigen Standorte aufgibt und in Wiesdorf-Süd zusammenzieht, entsteht auf einer Gesamtnutzfläche von 12.900 m² die neue Hauptverwaltung der Krankenversicherung mit rund 600 Arbeitsplätzen.
Büroflächenumsatz
Leverkusen 2010–2015

Nachhaltigkeit zeichnet auch den Unternehmerinnen-Treff aus: 2015 feierte das älteste Veranstaltungsformat 15-jähriges Bestehen …
Der Unternehmerinnen-Treff ist wahrlich unser Dauerbrenner. Dieser langjährige Erfolg und die Zahl der wiederkehrenden Teilnehmerinnen ist ohne Frage ein Indiz für Nachhaltigkeit und Verlässlichkeit. Aber der langjährige Erfolg zeigt vor allem, dass Leverkusen ein hervorragender Standort gerade auch für durch Frauen geführte Unternehmen ist. Wir halten auch hier ein vielfältiges Angebot und gute Zukunftsperspektiven bereit.
Herr Dr. Obermaier, dieser Geschäftsbericht ist auch besonders nachhaltig gestaltet. Warum setzen Sie auf eine Online- Version?
Auch das hat natürlich mit Ressourcenbewirtschaftung zu tun. Man muss Nachhaltigkeit auch angehen und umsetzen. Dafür muss man mit der Zeit gehen und die veränderten Konsumgewohnheiten berücksichtigen.